Deutsche gegen höheres Renteneintrittsalter
Sollten Deutsche länger arbeiten, um die Rentenkasse nicht zu überlasten? Klares „Nein“ der Bevölkerung zu dieser Frage. Doch wer Abschläge in Kauf nimmt, um eher in den Ruhestand zu gehen, kommt an privater Vorsorge nicht vorbei.
Versicherungsmathematiker und Wirtschaftsforscher sind sich einig: Will man Rentenniveau und Beiträge stabil halten, bleiben nicht viele Handlungsoptionen. Der massive Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, wäre ebenso eine Möglichkeit wie eine Erhöhung der Steuerzuschüsse oder ein höheres Renteneintrittsalter.
Befürworter der Erhöhung des Renteneintrittsalters argumentieren, dass der medizinische Fortschritt und die Verbesserung der Lebensbedingungen zu einer höheren Lebenserwartung und damit zu einer gestiegenen Rentenbezugsdauer geführt hätten. Dieser Entwicklung müsse mit einer Anpassung des Renteneintritts Rechnung getragen werden.
Insbesondere Sozialverbände kritisierten solche Vorhaben. So schrieb der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), dass es sich dabei um ein verstecktes Rentenkürzungsprogramm handeln würde. Denn gerade Menschen, die in ihrem Erwerbsleben hohen körperlichen oder/und psychischen Belastungen ausgesetzt waren, haben eine deutlich geringere Lebenserwartung.
Zu einer ganz ähnlichen Argumentation griff auch der Sozialverband VdK und stützte sich dabei auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW). „Eine Erhöhung auf 68, 69 oder gar 70 Jahre würde die soziale Spaltung in der älteren Bevölkerung weiter verschärfen und zu noch mehr Altersarmut führen“, kritisierte VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Damit trifft die VdK-Präsidentin im Kern die Mehrheitsmeinung der Deutschen, wie eine andere Studie zeigt. Dort wurde im Auftrag eines Versicherers gefragt, in welchem Alter die Deutschen in den Ruhestand gehen würden. Ergebnis der repräsentativen Umfrage, an der sich im April 2021 genau 2.500 Personen beteiligten: 70 Prozent der Deutschen wollen nicht über das 60. Lebensjahr hinaus arbeiten.
Wer zu einem selbstgewählten Zeitpunkt in den Ruhestand gehen will, muss Abschläge bei der gesetzlichen Rentenversicherung in Kauf nehmen und das in seine langfristige Planung einbeziehen. Die geschmälerten Zahlungen der Deutschen Rentenversicherung sollten im Alter nicht die einzige Einkommensquelle darstellen.